Was macht eine gute Fassadenfarbe wirklich aus?
Die Fassade ist die erste und letzte Verteidigungslinie Ihres Hauses gegen Wind, Regen, Sonne und Schmutz. Eine schlecht gewählte Farbe kann nicht nur unschön aussehen - sie kann auch zu Feuchtigkeitsschäden, Schimmel und teuren Sanierungen führen. Im Jahr 2025 ist die Wahl der richtigen Fassadenfarbe kein Luxus, sondern eine grundlegende Entscheidung für die Langlebigkeit Ihres Gebäudes. Es geht nicht nur um Farbe, sondern um Technik: Wie gut atmet die Wand? Wie widerstandsfähig ist sie gegen UV-Strahlung? Und was passiert, wenn es drei Wochen lang regnet?
Die drei Haupttypen auf dem Markt - Silikonharzfarbe, eine moderne Beschichtung aus Silikonharz und Acrylat, die Wasser abweist, aber Wasserdampf durchlässt, Silikatfarbe, eine mineralische Farbe auf Kaliwasserglas-Basis, die mit dem Putz chemisch verbindet und Acrylatfarbe, eine flexible, deckstarke Kunststofffarbe mit hoher Diffusionsfähigkeit - unterscheiden sich nicht nur im Preis, sondern in ihrer Kernfunktion.
Warum Silikonharzfarbe heute die beste Wahl ist
Wenn Sie ein modernes Haus mit Wärmedämmung haben - und das tun die meisten seit 2010 -, dann ist Silikonharzfarbe die klare Nummer eins. Sie kombiniert zwei entscheidende Eigenschaften, die andere Farben nicht gleichzeitig liefern: Sie hält Wasser ab, ohne die Wand zu erstickt. Das ist der Schlüssel. Während Silikatfarben sehr diffusionsoffen sind, nehmen sie Wasser auf wie ein Schwamm. Acrylatfarben lassen Wasserdampf gut durch, aber regenwasser bleibt an der Oberfläche haften. Silikonharzfarben dagegen haben einen hydrophoben Abperleffekt. Wasser tropft einfach ab, wie auf einem beschichteten Autodach.
Ein Test von Vietschi-Farben zeigt: Nach 24 Stunden vollständiger Tauchzeit nimmt Silikonharzfarbe nur 0,1 kg/m² Wasser auf - Silikatfarbe dagegen bis zu 0,4 kg/m². Das ist ein Vierfaches. Und das ist kein theoretischer Wert. In der Praxis bedeutet das: Nach einem Starkregen bleibt Ihre Fassade trockener, Schimmel hat weniger Chancen, und die Farbe bleibt länger sauber. Besonders bei Nordwänden, Schattenbereichen oder in feuchten Regionen wie dem Rheinland oder der Ostseeküste ist das ein entscheidender Vorteil.
Die Farbbeständigkeit ist noch beeindruckender. Laut Laborversuchen der TU München zeigen Silikonharzfarben nach 5.000 Stunden UV-Belastung (das entspricht etwa 10 Jahren Sonne) eine Farbabweichung von ΔE<2. Das ist nahezu unsichtbar. Acrylatfarben liegen bei ΔE>4 - da sieht man den Unterschied mit bloßem Auge: Die Farbe wird blass, grau, verliert ihren Tiefeneffekt. Wer sich für ein dunkles Grau wie RAL 7021 entscheidet, sollte das wissen. Silikonharzfarben behalten ihre Farbe. StoColor Silco G, eine der meistverwendeten Marken, ist in der Praxis nach sieben Jahren immer noch farblich stabil - selbst bei Nordlage.
Und sie ist einfach zu verarbeiten. Handwerker brauchen nur 2-3 Projekte, um die Technik zu lernen. Die Trocknungszeit liegt bei 2-4 Stunden bei 20°C. Das ist schneller als Silikatfarbe, die bis zu 12 Stunden braucht. Die Kundenzufriedenheit liegt bei 4,3 von 5 Sternen - höher als bei allen anderen Typen.
Wann Silikatfarbe die einzige richtige Wahl ist
Wenn Ihr Haus aus dem 19. Jahrhundert stammt, aus Kalkstein, Ziegel oder altem Putz besteht - und es unter Denkmalschutz steht -, dann ist Silikatfarbe nicht nur eine Option, sie ist Pflicht. Sie ist die einzige Farbe, die mit dem mineralischen Untergrund chemisch reagiert. Das Kaliwasserglas bindet sich mit dem Kieselsäureanteil des Putzes und wird zu einer festen, unlösbaren Schicht. Das ist kein Anstrich - das ist eine Verstärkung.
Die Haltbarkeit ist legendär. In Sanierungen von historischen Gebäuden in Bayern oder Sachsen zeigen Silikatfarben Lebensdauern von 30 bis 50 Jahren. Das ist doppelt so lange wie moderne Kunststofffarben. Und sie ist komplett frei von Kunststoffen und Bioziden. Kein Plastik, kein Schadstoff. Nur natürliche Minerale.
Aber es gibt einen großen Haken: Die Farbpalette ist extrem eingeschränkt. Sie erhalten nur etwa 30% der Farbtöne, die Silikonharzfarben bieten. Dunkle, intensive Farben wie Rot, Blau oder Grün sind kaum verfügbar. Die Farben sind meist in Erdfarben, Grautönen und Weiß gehalten. Wer eine leuchtend grüne Fassade will, muss auf andere Systeme ausweichen.
Und die Verarbeitung ist anspruchsvoll. Silikatfarbe hat einen pH-Wert von 11-12 - das ist so stark alkalisch wie Reiniger für Küchen. Ohne Schutzhandschuhe und Augenschutz ist sie gefährlich. Die Grundierung mit Kaliwasserglas ist Pflicht, wenn der Putz nicht siliziumhaltig genug ist - das erhöht die Kosten um 15%. Und sie trocknet langsam. Wer sie selbst streicht, riskiert ungleichmäßige Farbverläufe und lange Trockenzeiten. Das ist keine Heimwerkerfarbe. Sie braucht einen Profi.
Acrylatfarbe: Die günstige Alternative - mit Fallstricken
Acrylatfarben sind die meistverkauften Fassadenfarben - vor allem bei Neubauten und günstigen Sanierungen. Sie sind einfach zu verarbeiten, decken stark und trocknen schnell. Die Trockenzeit liegt bei nur 1-3 Stunden. Sie sind preiswerter als Silikonharzfarben und bieten eine breite Farbpalette. Wer schnell und günstig streichen will, greift oft zu Acrylat.
Doch hier liegt die Falle. Ihre Witterungsbeständigkeit ist deutlich geringer. Bei intensiver Sonneneinstrahlung verlieren sie bis zu 30% ihrer Haltbarkeit im Vergleich zu Silikonharzfarben. Die Farbe verblasst schneller, die Oberfläche wird rau, und die Deckkraft nimmt ab. Nach 5-7 Jahren ist oft ein neuer Anstrich nötig - bei Silikonharzfarben sind 10-15 Jahre normal.
Und sie sind weniger diffusionsoffen als Silikonharzfarben. Bei WDVS-Systemen - also bei gedämmten Fassaden - ist das ein Risiko. Wenn die Wand nicht richtig atmen kann, sammelt sich Feuchtigkeit zwischen Dämmung und Putz. Das führt zu Schimmel und Schäden im Inneren. Die Deutsche Gesellschaft für Abdichtung (DWA) empfiehlt deshalb ausdrücklich Silikonharzfarben für WDVS. Acrylatfarben sind hier nicht die erste Wahl.
Ein weiterer Punkt: Viele Acrylatfarben enthalten Styrol - ein potenziell gesundheitsschädliches Lösungsmittel. Wer auf Umweltverträglichkeit achtet, sollte auf styrolfreie Varianten achten. Die Preise liegen zwischen 15 und 25 Euro pro Liter, aber die Lebensdauer ist kürzer. Langfristig kostet sie mehr.
Die neue Generation: UV-Schutz, Biozidfrei und klimaschonend
2025 ist nicht mehr 2015. Die Fassadenfarben von heute sind intelligenter. Die EU-Verordnung 528/2024 verbietet ab 2026 viele Biozide - die chemischen Mittel, die Schimmel und Algen abtöten. Deshalb entwickeln Hersteller neue Lösungen. StoColor Dryonic S, Version 4.1, nutzt eine sogenannte SunBlock Technology, die UV-Strahlung absorbiert und Farbverbleichung um bis zu 70% reduziert. Das ist kein Marketing-Gimmick. Laborergebnisse zeigen eine Farbstabilität, die bisher unerreicht war.
Noch beeindruckender ist die CASUBLANCA® PROTECT. Diese Farbe ist komplett biozidfrei, aber trotzdem schimmelhemmend. Wie? Durch eine spezielle Mineralstruktur, die Feuchtigkeit nicht speichert - Schimmel braucht Feuchtigkeit, nicht Chemie. Das ist der Zukunftstrend: Wetterbeständigkeit durch Physik, nicht durch Gift.
Und dann gibt es noch die X-black Technology von Sto. Diese Farben reflektieren Sonnenlicht so effektiv, dass die Oberflächentemperatur um bis zu 15°C sinkt. Das bedeutet: Weniger Wärmespeicherung im Sommer, weniger Klimaanlage, weniger Energieverbrauch. Ein Haus mit X-black-Fassade kann den Kühlbedarf im Sommer um bis zu 15% senken. Das ist nicht nur gut für die Umwelt - es senkt auch die Stromrechnung.
Welche Farbe passt zu Ihrem Haus?
Es gibt keine einheitliche Antwort. Die Wahl hängt von drei Faktoren ab:
- Das Gebäude: Ist es modern mit Dämmung? Dann Silikonharzfarbe. Ist es historisch? Dann Silikatfarbe.
- Die Lage: Sonnig und trocken? Dann können Sie auch Acrylat nehmen. Feucht, schattig, windig? Dann Silikonharzfarbe - sie ist die einzige, die wirklich zuverlässig ist.
- Die Farbwünsche: Sie wollen ein tiefes Rot oder ein kräftiges Blau? Dann müssen Sie auf Silikonharzfarbe setzen. Silikatfarben bieten das nicht an.
Wenn Sie unsicher sind: Fragen Sie einen Malermeister, der WDVS-Systeme kennt. Nicht jeder Maler versteht die Unterschiede. Suchen Sie nach Fachbetrieben, die auf Fassadensanierung spezialisiert sind - nicht auf Innenausbau.
Ein Tipp: Schauen Sie sich die Produktblätter an. Suchen Sie nach den Angaben zur Wassdampfdurchlässigkeit (SD-Wert) und zur Wasseraufnahme. Silikonharzfarben haben einen SD-Wert zwischen 0,2 und 0,4. Acrylatfarben liegen bei 0,4-0,8. Silikatfarben bei 0,1-0,2. Je niedriger der SD-Wert, desto besser die Wasserabweisung - aber nur, wenn die Diffusion noch ausreicht. Das ist die Balance.
Was kostet was - und lohnt sich der Aufpreis?
Die Preise pro Liter liegen grob so:
- Acrylatfarbe: 15-25 €
- Silikonharzfarbe: 25-35 €
- Silikatfarbe: 30-45 € (inkl. Grundierung)
Ja, Silikonharzfarbe ist teurer. Aber sie hält doppelt so lange. Ein Anstrich alle 10 Jahre statt alle 5 Jahre - das spart langfristig Geld. Und wenn Sie die Fassade nicht alle fünf Jahre neu streichen müssen, sparen Sie auch Zeit, Ärger und Lärm.
Ein Beispiel: Ein Einfamilienhaus mit 120 m² Fassadenfläche. Mit Acrylat: 2.400 € Anschaffungskosten, nach 5 Jahren wieder 2.400 €. Nach 10 Jahren: 4.800 €. Mit Silikonharz: 3.600 € einmalig, nach 10 Jahren noch keine neue Farbe nötig. Sparen: 1.200 € - und das ohne Kalkulation der Arbeitskosten für den zweiten Anstrich.
Und dann ist da noch der Wert Ihres Hauses. Eine gepflegte, farblich stabile Fassade erhöht den Verkaufswert. Eine verblasste, schimmelige Fassade senkt ihn. Die Investition in Silikonharzfarbe zahlt sich nicht nur in Haltbarkeit, sondern auch in Immobilienwert aus.
Die Zukunft der Fassadenfarbe
2027 wird der Markt anders aussehen. Prognosen von EcoBuild Analytics sagen: Silikonharzfarben werden 52% des Marktes haben. Silikatfarben bleiben bei 20%. Acrylatfarben sinken auf 28%. Warum? Weil die Anforderungen steigen: Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Langlebigkeit. Die Zeiten der billigen Lösungen sind vorbei.
Die nächste Generation wird nicht nur schützen - sie wird aktiv mitwirken. Farben, die Wärme reflektieren. Farben, die Luftschadstoffe abbauen. Farben, die sich selbst reinigen. Die Technik ist da. Die Preise sinken. Und die Gesetze zwingen dazu.
Ihre Fassade ist kein Accessoire. Sie ist ein technisches System. Und wie jedes System braucht sie die richtige Komponente - nicht die billigste, nicht die schönste, sondern die, die funktioniert. Und heute ist das Silikonharzfarbe.
Welche Fassadenfarbe ist am witterungsbeständigsten?
Silikonharzfarben sind heute die witterungsbeständigste Wahl. Sie weisen Wasser ab, lassen Wasserdampf aber durch - eine perfekte Balance für moderne gedämmte Fassaden. Labortests zeigen, dass sie nach 10 Jahren Sonneneinstrahlung kaum Farbveränderungen aufweisen, während Acrylatfarben deutlich verbleichen. Sie sind auch schimmelhemmend und widerstandsfähiger gegen Luftschadstoffe.
Kann ich Silikatfarbe selbst streichen?
Nein, nicht empfohlen. Silikatfarbe hat einen pH-Wert von 11-12 - das ist stark alkalisch und kann Haut und Augen schädigen. Sie benötigt eine spezielle Grundierung mit Kaliwasserglas und trocknet sehr langsam. Ohne Erfahrung entstehen ungleichmäßige Farbverläufe, Schlieren und lange Trockenzeiten. Nur ausgebildete Maler sollten Silikatfarben verarbeiten.
Warum ist Acrylatfarbe nicht gut für WDVS?
Acrylatfarben haben eine höhere Wasserdampfdurchlässigkeit, aber schlechtere Wasserabweisung. Bei WDVS-Systemen kann Feuchtigkeit zwischen Dämmung und Putz eindringen und nicht richtig abtransportiert werden. Das führt zu Schimmelbildung und Wärmedämmungsschäden. Die DWA empfiehlt daher ausdrücklich Silikonharzfarben für WDVS, weil sie Wasser abperlen lassen und trotzdem atmungsaktiv sind.
Wie lange hält eine Fassadenfarbe?
Silikonharzfarben halten 10-15 Jahre, Silikatfarben bis zu 50 Jahre, Acrylatfarben nur 5-7 Jahre. Das hängt aber auch von der Sonneneinstrahlung, der Luftfeuchtigkeit und der Qualität der Untergrundvorbereitung ab. Eine schlecht vorbereitete Fassade hält bei jeder Farbe weniger.
Gibt es umweltfreundliche Fassadenfarben ohne Biozide?
Ja. Seit 2024 gibt es Biozid-freie Fassadenfarben wie CASUBLANCA® PROTECT, die durch ihre mineralische Struktur Schimmel und Algen verhindern - ohne chemische Zusätze. Diese Farben nutzen Physik statt Chemie: Sie lassen Feuchtigkeit nicht speichern, was Schimmel das Wachstum erschwert. Sie entsprechen den neuen EU-Vorschriften ab 2026.
Welche Farbtöne halten am längsten?
Helle Farbtöne wie Weiß, Grau und Beige verbleichen langsamer als dunkle Farben wie Rot, Blau oder Schwarz. Dunkle Farben absorbieren mehr Sonnenlicht und heizen sich auf - das beschleunigt die Verfärbung. Selbst bei Silikonharzfarben ist RAL 7021 anthrazitgrau anfällig für Farbveränderungen, wenn die UV-Schutztechnologie nicht hochwertig ist. Achten Sie auf Produkte mit SunBlock- oder X-black-Technologie für dunkle Töne.
Was ist der SD-Wert und warum ist er wichtig?
Der SD-Wert misst die Wasserdampfdurchlässigkeit einer Farbe. Ein niedriger Wert (0,1-0,2) bedeutet hohe Diffusionsfähigkeit - gut für alte Mauerwerke. Ein mittlerer Wert (0,2-0,4) ist ideal für moderne WDVS-Systeme. Ein hoher Wert (0,4-0,8) bedeutet geringere Diffusion - das kann bei Dämmung problematisch sein. Die richtige Wahl hängt vom Untergrund ab: Nicht zu offen, nicht zu dicht - genau richtig.
Wenn Sie jetzt wissen, welche Fassadenfarbe für Ihr Haus die richtige ist - dann handeln Sie. Eine schlecht gewählte Farbe kostet Sie nicht nur Geld, sondern auch Ruhe. Die beste Zeit, um zu sanieren, ist immer jetzt - nicht nächstes Jahr.