Im Winter ist es besonders leicht, Schimmel an den Wänden zu entdecken - besonders in Ecken, hinter Möbeln oder an Außenwänden. Doch Schimmel ist kein Zufall. Er entsteht, weil Feuchtigkeit an kalten Stellen kondensiert. Und das passiert, wenn die Luft zu feucht ist und die Wände zu kalt. Die gute Nachricht: Mit dem richtigen Lüften und Heizen lässt sich Schimmel fast immer verhindern - ohne teure Geräte oder Renovierungen.
Warum entsteht Schimmel eigentlich?
Schimmel braucht drei Dinge: Feuchtigkeit, Nährstoffe (wie Staub oder Tapetenkleister) und eine Temperatur zwischen 15 und 25 °C. Die größte Gefahr kommt von der Luftfeuchtigkeit. Wenn warme, feuchte Luft aus der Dusche, beim Kochen oder sogar beim Atmen auf eine kalte Wand trifft, kondensiert sie. Das Wasser sammelt sich an der Oberfläche - und schon ist der Boden für Schimmelpilze gelegt.Das Umweltbundesamt sagt klar: Ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60 % und Wandtemperaturen unter 16 °C wird es kritisch. In modernen, gut gedämmten Häusern ist das besonders problematisch. Früher hat Luft durch Ritzen und undichte Fenster von selbst gewechselt. Heute sind Fenster dicht, Wände isoliert - und die Luft bleibt stecken. Ohne aktives Lüften steigt die Feuchtigkeit schnell an.
Die richtige Raumtemperatur - mehr als nur Wärme
Viele denken, dass sie Heizkosten sparen, wenn sie die Heizung ganz runterdrehen. Aber das ist genau der falsche Weg. Kältere Räume führen zu kälteren Wänden. Und kalte Wände ziehen die Feuchtigkeit aus der Luft wie ein Schwamm.Die Empfehlung ist einfach: Halten Sie Wohn- und Kinderzimmer bei 20-22 °C. Schlafzimmer reichen mit 18-20 °C aus. Räume, die nicht genutzt werden - wie Gästezimmer oder Keller - sollten nicht kälter als 15-17 °C sein. Warum? Weil eine konstante, auch wenn niedrigere Temperatur verhindert, dass Wände zu sehr abkühlen. Wenn Sie eine Heizung ganz abstellen, kühlt die Wand so stark aus, dass selbst kleine Luftfeuchtigkeitsmengen kondensieren.
Ein Tipp: Stellen Sie Ihre Heizkörper nicht mit Möbeln zu. Ein Sofa vor dem Heizkörper blockiert bis zu 40 % der Wärme. Die Wand dahinter bleibt kalt - und Schimmel hat freie Bahn. Das hat die Stiftung Warentest in einem Test 2023 bestätigt.
Stoßlüften statt Kipplüften - das ist der Schlüssel
Kipplüften ist eine der häufigsten Fehlerquellen. Viele glauben, sie lüften gut, wenn sie Fenster nur einen Spalt offen lassen. Doch das ist ineffektiv - und oft schädlich.Bei Kipplüften strömt kalte Außenluft langsam durch den Raum. Sie kühlt die Wand ab, ohne die feuchte Luft effektiv abzuführen. Messungen zeigen: Bei 15 °C Außentemperatur und 20 °C innen sinkt die Wandtemperatur auf 12,3 °C - perfekt für Schimmel. Die Deutsche Lungenstiftung hat das in 47 Wohnungen nachgewiesen.
Die Lösung: Stoßlüften. Öffnen Sie alle Fenster komplett für 5-10 Minuten. Lüften Sie am besten mehrmals am Tag - idealerweise viermal. Besonders wichtig ist es nach Duschen, Kochen oder Waschen. Dann ist die Luft besonders feucht. Machen Sie es sich zur Gewohnheit: Nach der Dusche Fenster auf, 7 Minuten, dann zu. Nach dem Kochen - Fenster auf, 5 Minuten. Vor dem Schlafengehen - nochmal kurz lüften.
Die Luftwechselrate sollte mindestens 0,5-mal pro Stunde betragen. Das bedeutet: Jede Stunde wird die Hälfte der Luft im Raum ausgetauscht. Bei Stoßlüften erreichen Sie das schnell und effizient. Und: Sie verlieren zwar Wärme, aber viel weniger als bei ständig gekippten Fenstern.
Was Sie unbedingt vermeiden müssen
Einige Gewohnheiten sind Schimmel-Booster - und viele tun sie ohne es zu wissen.- Nasse Wäsche im Zimmer trocknen: Ein einziger Waschgang bringt bis zu 2,5 Liter Wasserdampf in die Luft. Das ist wie drei Duschen in einem Raum. Trocknen Sie Wäsche im Bad - und lüften Sie danach kräftig. Oder nutzen Sie einen Trockner mit Abluftschlauch nach draußen.
- Keller lüften, wenn es draußen wärmer ist: Keller sind oft kühler als Wohnräume. Wenn es draußen 18 °C hat und im Keller 14 °C, dann bringt Lüften nur mehr Feuchtigkeit rein. Lüften Sie Keller nur, wenn es draußen kälter ist als drinnen.
- Heizung abschalten, um zu sparen: Das ist der größte Irrtum. Kältere Räume führen zu kälteren Wänden - und damit zu mehr Kondensation. Besser: Heizen Sie konstant, aber nicht übermäßig. Nutzen Sie Thermostate, um die Temperatur automatisch zu senken, wenn niemand da ist.
Hygrometer - Ihr unsichtbarer Helfer
Sie können nicht sehen, wie feucht die Luft ist. Aber ein Hygrometer zeigt es Ihnen. Ein einfaches Gerät kostet unter 20 Euro - bei Conrad oder Amazon. Stellen Sie es in Ihr Wohnzimmer oder Schlafzimmer. Wenn die Luftfeuchtigkeit über 60 % steigt, ist Alarmzeit. Lüften Sie sofort. Wenn sie unter 50 % bleibt, sind Sie auf dem sicheren Weg.Einige Smart-Home-Geräte wie Homematic IP oder Apps wie „Lufti“ erinnern Sie sogar automatisch ans Lüften. Die App hat über 12.500 Bewertungen mit 4,2 von 5 Sternen - und ist kostenlos. Nutzen Sie sie, wenn Sie oft vergessen.
Was tun, wenn Schimmel schon da ist?
Wenn Sie kleine Schimmelflecken sehen - nicht wischen, nicht abwischen. Das verteilt die Sporen. Reinigen Sie mit einem speziellen Schimmelentferner (nicht Essig oder Bleiche!) und tragen Sie eine Maske. Danach: Prüfen Sie, warum es entstanden ist. Meist liegt es an fehlendem Lüften oder kalten Wänden.Bei größeren Befall (mehr als 0,5 m²) sollten Sie einen Sachverständigen hinzuziehen. Denn Schimmel kann gesundheitliche Folgen haben - besonders bei Kindern, Älteren oder Allergikern. Die Deutsche Lungenstiftung warnt: Langfristige Exposition erhöht das Risiko für Asthma und Atemwegserkrankungen.
Rechtliche Seite: Was Mieter wissen müssen
Viele Mieter fürchten, sie müssten für Schimmel zahlen - obwohl sie nichts falsch gemacht haben. Doch das Bundesgerichtshof hat 2022 klargestellt: Wer dreimal täglich stoßlüftet, handelt ordnungsgemäß. Das steht in § 555c BGB. Wenn trotz korrektem Lüften Schimmel entsteht, liegt das oft an baulichen Mängeln - und dann ist der Vermieter verantwortlich.Empfehlung: Dokumentieren Sie Ihre Lüftung. Machen Sie Fotos von Ihrem Hygrometer, notieren Sie Datum und Uhrzeit. Wenn später ein Schadensfall auftritt, haben Sie Beweise. Viele Vermieter akzeptieren das - besonders, wenn Sie es vorab zeigen.
Was kommt als Nächstes?
Der Trend geht zu intelligenten Lösungen. Ab 2024 gilt die neue DIN 1946-6:2023-08, die verbindliche Lüftungsregeln für Wohnungen festlegt. Smarte Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung werden immer beliebter - sie bringen frische Luft, ohne die Wärme zu verlieren. Aber: Für die meisten Haushalte bleibt Stoßlüften die einfachste, billigste und effektivste Methode.Der Klimawandel macht das Problem noch größer. Studien prognostizieren bis 2030 eine Zunahme von 15-20 % an Schimmelproblemen in deutschen Wohnungen - wegen höherer Außentemperaturen und mehr Feuchtigkeit. Wer jetzt lernt, richtig zu lüften und zu heizen, schützt nicht nur seine Wohnung - sondern auch seine Gesundheit.
Wie oft sollte ich täglich lüften?
Viermal täglich ist ideal: morgens nach dem Aufstehen, nach der Dusche, nach dem Kochen und vor dem Schlafengehen. Jedes Mal 5-10 Minuten vollständig lüften. In sehr feuchten Räumen wie Bädern kann es auch fünfmal sein. Wichtig ist: nicht kippen, sondern stoßen.
Darf ich im Winter die Heizung abschalten, um Energie zu sparen?
Nein. Abschalten führt zu kälteren Wänden - und das fördert Schimmel. Besser: Heizen Sie konstant, aber niedriger. Schlafzimmer 18-20 °C, nicht genutzte Räume 15-17 °C. Thermostate helfen, die Temperatur automatisch zu senken, wenn niemand da ist - ohne dass die Wände kalt werden.
Ist ein Luftentfeuchter nötig?
Ein Luftentfeuchter kann helfen, wenn Schimmel schon da ist oder die Wohnung extrem feucht ist - z. B. nach einer Renovierung. Aber er ersetzt nicht richtiges Lüften. Ein Gerät kostet 150-400 € und verbraucht Strom. Stoßlüften kostet nichts und ist effektiver, wenn die Wände warm genug sind.
Warum entsteht Schimmel hinter dem Bett oder dem Sofa?
Weil die Luft dort nicht zirkuliert. Möbel blockieren die Wärme von Heizkörpern - die Wand dahinter bleibt kalt. Feuchtigkeit aus der Luft kondensiert dort. Lösung: Mindestens 10 cm Abstand zu Wänden lassen. Und regelmäßig lüften, auch hinter Möbeln.
Kann ich Schimmel mit Essig oder Bleiche entfernen?
Nein. Essig und Bleiche töten nur die Oberfläche - die Sporen bleiben in der Wand. Sie wachsen danach wieder. Nutzen Sie spezielle Schimmelentferner, die tief wirken. Und: Finden Sie die Ursache! Sonst kommt er zurück. Reinigen Sie nur, wenn Sie das Lüftungsverhalten korrigiert haben.
Was tun, wenn ich in einer Mietwohnung wohne und Schimmel habe?
Dokumentieren Sie alles: Fotos vom Schimmel, Hygrometerwerte, Lüftungszeiten. Lüften Sie dreimal täglich stoßweise - das ist gesetzlich vorgeschrieben. Wenn der Schimmel trotzdem kommt, liegt es meist an baulichen Problemen (z. B. fehlende Dämmung, undichte Fenster). Dann ist der Vermieter verpflichtet, zu sanieren. Bei Unsicherheit: Verbraucherzentrale kontaktieren.