Beim Hausbau sparen viele Menschen gerne an den richtigen Stellen. Eigenleistung klingt verlockend: weniger Kosten, mehr Kontrolle, persönliche Beteiligung. Aber wie viel kann man wirklich selbst machen, ohne das Haus zu gefährden oder die Versicherung zu gefährden? Die Antwort ist einfach: Eigenleistung ist erlaubt - aber nur bis zu einem Punkt. Ab da muss ein Fachbetrieb ran.
Was du selbst machen darfst - und was nicht
Du kannst Wände streichen, Boden verlegen, Dämmung in nicht-tragenden Wänden einbringen oder den Garten gestalten. Das sind klassische Eigenleistungen, die fast jeder mit ein wenig Übung hinbekommt. Laminat, Parkett oder Fliesen verlegen? Geht - wenn du die richtigen Werkzeuge hast und weißt, wie man eine ebene Unterlage macht. Tapezieren? Kein Problem. Selbst einen kleinen Carport bauen oder eine Terrasse verlegen? Auch das ist möglich.Doch hier kommt die Grenze: Elektrik, Wasser, Heizung und Gas. Das darfst du nicht selbst machen. Nicht wegen einer strengen Regel, sondern weil es lebenswichtig ist. Eine falsch verlegte Stromleitung kann einen Brand auslösen. Eine undichte Wasserleitung ruiniert nicht nur deine Decke, sondern auch die des Nachbarn unten. Und eine fehlerhafte Heizungsinstallation? Die kann Kohlenmonoxid freisetzen - geruchlos, unsichtbar, tödlich.
Das ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben. Deine Versicherung zahlt bei Schäden durch Eigenleistungen in diesen Bereichen nicht. Wenn du dich selbst an der Elektroinstallation versuchst und später ein Kurzschluss die gesamte Hausinstallation zerstört, hast du keinen Anspruch auf Ersatz. Die Versicherung prüft genau - und wenn sie feststellt, dass du nicht zugelassen warst, lehnt sie ab. Kein Gutachten, kein Anwalt, kein Glück kann das ändern.
Wie viel Eigenleistung akzeptieren Banken?
Du denkst, du sparst 30 % der Baukosten mit Eigenleistung? Das klingt gut - aber realistisch ist eher 5 bis 10 %. Die meisten Bauherren überschätzen ihre Fähigkeiten. Ein Tag Malern ist leicht. Ein Monat Dämmung, Estrich, Fenster einbauen - das ist eine andere Geschichte.Banken akzeptieren Eigenleistung als Teil deiner Eigenkapitalquote - aber nur bis zu einem bestimmten Betrag. Meistens sind das 15 % der Darlehenssumme. Einige Banken gehen bis zu 30.000 Euro, andere akzeptieren maximal 50 %, aber nur wenn ein Fachbetrieb schriftlich bestätigt, dass du die nötige Kompetenz hast. Das ist kein Formsache. Der Handwerker muss deine Fähigkeiten prüfen, dokumentieren und unterschreiben. Kein Handyfoto von deinem letzten Fliesenprojekt reicht.
Warum das? Weil Banken wissen: Wer sich überfordert, baut langsamer. Und längere Bauzeiten bedeuten höhere Bereitstellungszinsen. Wenn du drei Monate länger brauchst, weil du jeden Abend nach der Arbeit noch an der Wand schraubst, kostet dich das mehr als der Lohn eines Malers.
Die teuersten Fehler bei Eigenleistung
Der größte Fehler? Du denkst, du sparst Geld - aber du verlierst Zeit, Nerven und Sicherheit.Ein Bauherr in Baden-Württemberg hat versucht, die Fußbodenheizung selbst zu verlegen. Er hat die Rohre verlegt, aber nicht richtig gedrückt. Nach sechs Monaten begannen die ersten Lecks. Die Bodenfliesen mussten raus, der Estrich aufgebrochen, die gesamte Heizung neu installiert. Kosten: 18.000 Euro. Er hätte den Fachbetrieb gleich beauftragen können - für 12.000 Euro.
Ein anderer hat den Dachstuhl selbst gedämmt - ohne Dampfbremse. Nach einem Winter war die Holzkonstruktion feucht, Schimmel entstand. Die Dachdeckerei musste kommen, die Dämmung entfernen, die Sparren trocknen, neu verlegen. Kosten: 22.000 Euro. Die Versicherung zahlte nichts - weil die Dämmung nicht fachgerecht war.
Und dann gibt’s noch die versteckten Kosten: Die Zeit, die du verlierst. Du hast einen Job. Du hast Kinder. Du hast Freunde. Wenn du jeden Samstag drei Stunden an der Wand schraubst, bist du nach sechs Monaten 720 Stunden im Einsatz. Das sind 90 Arbeitstage. Wie viel ist deine Freizeit wert?
Was du unbedingt schriftlich festhalten musst
Du willst Eigenleistung? Dann sprich mit deinem Bauunternehmen - und zwar vor Baubeginn. Nicht nachher. Nicht am Telefon. Schriftlich. Im Bauträgervertrag.Was muss drinstehen? Genau: Welche Arbeiten du machst. Wann du sie erledigst. Wer für die Qualität verantwortlich ist. Was passiert, wenn du verspätet bist. Wer die Abnahme macht. Wer die Gewährleistung übernimmt.
Ohne diese Absprache bist du auf dich allein gestellt. Wenn deine Fliesenplatte nach einem Jahr abbricht, kann der Bauträger sagen: „Das hast du gemacht - nicht wir.“ Keine Gewährleistung. Keine Ansprüche. Keine Hilfe.
Und vergiss nicht: Wenn du Freunde oder Verwandte auf der Baustelle hast, musst du sie bei der Baugenossenschaft anmelden. Sie brauchen eine Unfallversicherung. Wenn jemand stürzt und sich das Bein bricht, und du hast nichts angemeldet, haftest du persönlich. Bußgelder, Strafen, Versicherungsausfall - das ist kein Spiel.
Wann du wirklich auf einen Profi verzichten kannst
Es gibt Arbeiten, bei denen du dich sicher fühlen kannst:- Maler- und Tapezierarbeiten - mit guter Vorbereitung und sauberen Kanten klappt das.
- Bodenverlegung (Laminat, Parkett) - wenn du eine waagerechte Unterlage hast und keine großen Räume hast.
- Garten- und Landschaftsbau - Beete, Wege, Hecken - kein Problem.
- Dämmung in nicht-tragenden Wänden - z. B. Zwischendecken oder Innenwände aus Gipskarton.
- Abbrucharbeiten - alte Fliesen, Wände, Türen entfernen - solange es nicht tragend ist.
Und was nicht?
- Elektroinstallation - alles, was mit Steckdosen, Licht, Sicherungen oder der Hauselektrik zu tun hat.
- Sanitärinstallation - Wasserleitungen, Abflüsse, Heizkörper, Warmwasserbereiter.
- Heizungsanlagen - Gas, Öl, Wärmepumpe, Fußbodenheizung.
- Dachdeckerarbeiten - Dachdeckung, Dachentwässerung, Dachfenster einbauen.
- Tragende Wände oder Decken - egal, ob du sie abbrichst, veränderst oder dämmst.
Die Zukunft der Eigenleistung: mehr Kontrolle, weniger Risiko
Die Branche verändert sich. Immer mehr Bauunternehmen bieten spezielle Beratungen für Eigenleistungen an. Sie zeigen dir, was du machen darfst, wo du Hilfe brauchst, und wie du deine Arbeit dokumentierst. Die Nachfrage ist in den letzten Jahren um 23 % gestiegen.Das ist gut. Denn Eigenleistung ist nicht schlecht - sie ist nur gefährlich, wenn du sie falsch angehst. Die Zukunft gehört den Bauherren, die wissen, wo sie helfen können - und wo sie lieber einen Profi rufen.
Denk daran: Ein Haus ist kein DIY-Projekt. Es ist dein Zuhause. Deine Sicherheit. Deine Investition. Manche Arbeiten solltest du nicht selbst machen - nicht, weil du nicht kannst, sondern weil du es nicht riskieren solltest.
Kann ich selbst die Elektroinstallation im Haus machen?
Nein. Elektroinstallationen dürfen nur von zugelassenen Elektrikern ausgeführt werden. Das ist gesetzlich vorgeschrieben und aus versicherungsrechtlichen Gründen unerlässlich. Selbst wenn du dich gut auskennst: Eine falsche Verkabelung kann einen Brand auslösen, und deine Hausrat- oder Bauversicherung zahlt bei Schäden durch Eigenleistung nicht.
Wie viel Eigenleistung akzeptieren Banken für die Baufinanzierung?
Die meisten Banken akzeptieren bis zu 15 % der Darlehenssumme als Eigenleistung, oft aber nicht mehr als 30.000 Euro. Einige Banken gehen bis zu 50 %, aber nur, wenn ein Fachbetrieb schriftlich bestätigt, dass du die nötigen Fähigkeiten hast. Realistisch sind 5-10 % - viele Bauherren überschätzen ihre Leistungsfähigkeit.
Was passiert, wenn ich eine Eigenleistung falsch mache?
Wenn deine Eigenleistung fehlerhaft ist, kannst du auf den Kosten sitzen bleiben. Die Baufirma haftet nicht - du bist allein verantwortlich. Die Versicherung zahlt nicht, wenn die Arbeit nicht fachgerecht war. Und wenn du andere behinderst, z. B. durch Verzögerungen, kann die Baufirma Schadenersatz verlangen. Korrigieren lässt sich das oft nur mit hohen Kosten.
Muss ich meine Helfer versichern?
Ja. Jeder, der auf deiner Baustelle arbeitet - auch Freunde oder Verwandte - muss bei der Baugenossenschaft angemeldet und versichert sein. Wenn jemand stürzt und sich verletzt, und du hast nichts angemeldet, haftest du persönlich. Das kann zu Bußgeldern, Strafen und dem Verlust deiner Bauversicherung führen.
Ist Eigenleistung noch sinnvoll, wenn man Vollzeit arbeitet?
Es ist sinnvoll, wenn du realistisch planst. Malern, Tapezieren oder Boden verlegen in den Wochenenden - das geht. Aber komplexe Arbeiten wie Dämmung, Estrich oder Sanitär - das ist kaum machbar mit Vollzeitjob und Familie. Die Zeit, die du verlierst, kostet oft mehr als der Lohn eines Handwerkers. Denk an die Bereitstellungszinsen - die laufen weiter, wenn du verzögerst.
Kann ich Eigenleistung später noch nachtragen?
Nein. Eigenleistung muss vor Baubeginn im Vertrag festgehalten werden. Später nachtragen funktioniert nicht. Banken und Versicherungen prüfen den Vertrag. Wenn die Eigenleistung nicht dokumentiert ist, zählt sie nicht - auch wenn du sie geleistet hast. Du verlierst die finanzielle Anerkennung und den Versicherungsschutz.
Kommentare
christoph reif November 2, 2025
Streichen und Laminat verlegen geht klar aber Elektro und Wasser? Niemals. Ich hab mal einen Nachbarn gesehen der sich an der Heizung versucht hat und nach 3 Monaten war sein Keller ein See. Die Versicherung hat nichts gezahlt. Einfach zu riskant.
Profis machen das in einem Tag für 1200 Euro. Du verbringst 3 Wochen damit und am Ende zahlt trotzdem der Schaden.
Es geht nicht um Können. Es geht um Verantwortung.
Agnes Pauline Pielka November 3, 2025
Ich möchte betonen, dass die schriftliche Vereinbarung im Bauträgervertrag unerlässlich ist. Ohne Dokumentation ist jede Eigenleistung rechtlich wertlos. Selbst wenn die Arbeit perfekt ausgeführt wurde, fehlt der Nachweis. Banken und Versicherungen verlangen formelle Bestätigung durch den Handwerker. Ein Handyfoto oder ein mündliches Versprechen reicht nicht. Es ist kein formeller Formalismus, sondern eine klare rechtliche Absicherung. Wer dies ignoriert, handelt fahrlässig.
Yanick Iseli November 3, 2025
Ich komme aus der Schweiz und hier ist das Thema besonders streng geregelt. Selbst wenn jemand behauptet, er könne Elektrik, es ist illegal. Die Zertifizierung ist nicht nur eine Formalität, sie ist ein Schutz für alle. Ein Freund von mir hat vor Jahren einen Stromanschluss selbst gemacht, weil er dachte, er könne es. Zwei Jahre später brannte sein Haus. Die Versicherung lehnte ab. Er musste alles selbst bezahlen. Kein Gericht hätte ihm geholfen. Die Regeln existieren nicht, um uns zu behindern. Sie existieren, damit wir nicht sterben.
Markus Rönnholm November 5, 2025
Wer sagt, Eigenleistung ist teuer, der hat nie einen Handwerker bezahlt. Ich hab meinen Keller selbst gedämmt, mit 2 Freunden, am Wochenende. Kostet 800 Euro Material. Ein Profi hätte 5000 verlangt. Ja, ich hab 6 Wochen gebraucht. Aber ich hab mein Haus gebaut, nicht nur bezahlt. Die Zeit ist kein Verlust, sie ist Investition. Und nein, ich hab keine Heizung verlegt, nur Dämmung in nichttragenden Wänden. Wer Angst hat, soll sich einen Job suchen und nie ein Haus bauen. Das hier ist kein Spiel, das ist Leben. Und wer nicht selbst was macht, der hat nie was zu Hause.